TURM DER ERINNERUNG - TOWER OF REMEMBRANCE (Frankfurt 2010) |
Turm Der Erinnerung - Tower of Remembrance (Andreas Knitz 2010)
Was so lange im VERBORGENEN lag soll nun für immer sichtbar sein.
Im gleichen Maße wie die Frankfurter Bürger die Deportation ihrer jüdischen Nachbarn im dritten Reich wahrgenommen, beobachtet und vielfach auch geduldet oder weggesehen haben, so soll das VERDRÄNGTE und fast VERGESSENE nun deutlich sichtbar gemacht werden und soll einen festen Platz im Stadtraum erhalten, in Form eines weithin erkennbaren Turmes. Die berühmte SKYLINE Frankfurts wird nicht nur durch einen weiteren architektonisch hochwertigen Hochhausbau bereichert, sondern auch durch einen TURM DER ERINNERUNG. Der TURM DER ERINNERUNG wird vom ganzen Stadtgebiet aus sichtbar sein. Der Turm verweist somit auch auf jedes ehemalige Haus der jüdischen Bürger der Stadt Frankfurt und verweist auf das Mitwissen und die zumindest stille Mittäterschaft (Duldung) der gesamten Frankfurter Bürgerschaft in der Zeit der Deportation in den Jahren 1941 bis 1945. Der Neubau der EZB kann und muss In der Auslobung heißt es: In der Auslobung heißt es weiter: „Die optimale Anbindung an das Bahnnetz dürfte die Geheime Staatspolizei dazu veranlasst haben, das Untergeschoss der Großmarkthalle als Sammelpunkt für die Deportationen zu mieten.“ Diese „Anbindung“ ermöglichte den logistisch perfide und perfekt organisierten Abtransport von so vielen Tausend Kindern, Frauen und Männer. Die vergessene Geschichte braucht für zukünftige Generationen ein deutliches Erinnerungszeichen, um neben den architektonischen Großformen der neuen Zentralbank von Coop Himmeb(l)au und der Großmarkthalle von Martin Elsaesser in der sowieso schon mit markanten Baukörpern geprägten Stadtmitte Frankfurts bestehen zu können. Jahrzehntelanges Schweigen, vielleicht sogar insgeheimes Abwarten mit der Hoffnung auf Vergessen, Häuser deren heutige Bewohner vermutlich nicht einmal die Geschichte der enteigneten, deportierten und zumeist ermordeten Vorbesitzer kennen - diese Zeit des Verdrängens von ungeliebter Stadtgeschichte soll nun mit dem Bau einer Erinnerungsstätte offensiv beendet werden. Die manifestierten Zeichen von Konsum und Kommerz werden nun ergänzt mit einer fragil wirkenden Erinnerungs-Skulptur aus einem soliden Material: Eisenbahnschienen! Dem Material, das als Transport-Medium die Tat der Deportation bediente. Es ist ein Hinweis auf die ungeheuerliche und perfide-perfekte Logistik einer Vernichtungsmaschinerie, eines gigantischen Netzwerkes, betrieben von vielen Menschen in einem unmenschlichen System. Die jüdischen Mitbürger wurden aus den Häusern geholt, vor den Nachbarn und der Stadtbevölkerung in Kolonnen durch die Stadt getrieben und teilweise während des Marktbetriebs in die Keller der Großmarkthalle gebracht, um dann, beobachtet von Frankfurter Bürgern, hinein in Waggons, auf Schienen der Reichsbahn in die Vernichtungslager deportiert zu werden. KURZBESCHREIBUNG / Technische Beschreibung STANDORT: SYMBOLIK: Die Schienen-Profillänge in der Turm-Skulptur beträgt insgesamt circa 11.000 Meter. Dies entspricht etwa der Profillänge von zwei Schienenprofilen des Gleises (2x 5.500 Meter) bis zur Stadtgrenze Frankfurts im Jahre 1945. Die Zahl entspricht aber genauso der Zahl der aus der Stadt Frankfurt und Umland stammenden jüdischen Bürgern die, ausgehend von der Großmarkthalle, in die Ghettos sowie die Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert wurden. MATERIAL:
Es werden Schienen-Profile verwendet, die senkrecht eingebaut werden (Analog zur Technik einer Pfahlgründung (Korrosionsgeschützt) – Die Profile werden in klassischer Stahlbauweise aneinander geschraubt oder verschweißt und ergeben somit ein starres und stabiles Konglomerat. TECHNISCH:
Betonpfahlgründung mit vertikal eingegossenen Schienen entsprechend des Bodengutachtens und der statischen Berechnungen. Die Schienen im Fundament sind eventuell feuerverzinkt. Die Verschraubung oder Verschweißung der Schienen untereinander muss vor einer möglichen Realisierung in Probebaukörpern ermittelt und geprüft werden. Ebenso würde die Oberfläche der Schienenprofile in Hinblick auf Dauerhaftigkeit beschaffen sein. Mehrere Anordnungen des Schienen-Clusters sind möglich um eine Turmhöhe von circa 70 Meter zu erreichen. Als Schienen können teilweise die gesicherten, historischen Schienen, aber genauso auch neue Schienen desselben Profils (S 49) verwendet werden. Es ist möglich, die Namen aller aus Frankfurt und Umland deportierten jüdischen Menschen in die Schienenprofile einzuarbeiten. NÄCHTLICHE BELEUCHTUNG: Genauso wie die Skyline, der Stolz Frankfurts, soll auch der TURM DER ERINNERUNG eine nächtliche Beleuchtung erhalten. So wird das gebaute Erinnerungszeichen Teil der Stadt und auch Teil einer Erinnerungskultur im Sinne eines Geschichts-Selbst-Bewußtseins. WEITERE ORTE: Die authentischen Orte wie Keller, Stellwerk, Brücke und Treppe sollen möglichst im Original belassen werden. Hier sind lediglich Substanz erhaltende Sanierungsmaßnahmen erforderlich sowie eine den Bauteilen zugeordnete und vernetzte Dokumentation.
(C) Andreas Knitz - 2010
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