Denkmal für die ermordeten Juden Europas [Berlin 1995] Imprimir E-mail
Horst Hoheisel




Denkmal für die ermordeten Juden Europas (Berlin 1995]


»Das Brandenburger Tor wird zu Staub zermahlen, der Staub wird auf dem Denkmalsgelände verstreut, das Gelände wird mit Granitplatten belegt. Als Denkmal entstehen zwei leere Orte, deren doppelte Leere auszuhalten das eigentliche Denkmal ist.« Anstatt die Leere, die die Ermordeten hinterließen, mit einer greifbaren Form zu besetzen, will der Künstler eine Leerstelle aus dem Stadtbild Berlins herausschneiden und so an das Nichtvorhandensein dieses Volkes erinnern. Anstatt die Erinnerung an Europas ermordete Juden zu konkretisieren und damit fälschlich zu verorten, will der Künstler einen Raum in der Landschaft öffnen; er soll sich füllen mit den Erinnerungen derer, die hier der ermordeten Juden Europas gedenken wollen. Ein Wahrzeichen preußischer Macht, gekrönt vom Wagen der römischen Siegesgöttin mit der Ouadriga, dem Viergespann, wird zerstört, um dem Andenken an die jüdischen Opfer deutscher Macht und Friedlosigkeit Raum zu geben. Vielleicht gibt es in der Tat kein Zeichen, das so wie dieses den zugleich bußfertigen wie widersprüchlichen Motiven deutscher Erinnerungsarbeit heute besser entspräche als das verschwindende Monument. (Aus: James E. Young Deutschlands Denkmal-Problem. Gedenken. Anti-Gedenken und das Ende des Monuments - Katalog Zermahlene Geschichte)